Gottlieb Duttweiler würde sich im Grabe umdrehen
und das war einmal eine Schweizer Genossenschft
Einfluss der Deutschen im Migros-Konzern steigt
Tochter Denner holt einen externen strategischen Berater
Deutsche Manager sind in der Migros gefragt. Jetzt hat der Discounter Denner einen ehemaligen Rewe-Kadermann aus dem nördlichen Nachbarland verpflichtet.
von
Peter Keller
In den letzten Monaten hat Denner praktisch die gesamte Geschäftsleitung ausgewechselt. Mit dem Deutschen Hans-Peter Kruse als Verkaufschef und dem Niederländer Maik van Toorn als Einkaufschef sind auch zwei Ausländer an die Spitze des Discounters berufen worden. Kruse arbeitete zuletzt beim deutschen Handelskonzern Rewe, van Toorn für Lidl Deutschland.
Jetzt hat Denner zusätzlich einen externen strategischen Berater engagiert. Fündig geworden ist man wiederum in Deutschland. Dabei handelt es sich um Stephan Fanderl, einen ehemaligen Rewe-Spitzenmanager. Er ist ein guter Bekannter seines Landsmanns Dieter Berninghaus, der in der Konzernleitung der Migros für die Tochterfirmen zuständig ist.
Berninghaus, damals bei Rewe tätig, holte schon 2001 den ehemaligen Studienkollegen Fanderl zu seinem damaligen Arbeitgeber, wie die deutsche «Wirtschaftswoche» berichtete. Er beförderte ihn drei Jahre später in die Firmenleitung, als er für eine kurze Zeit auf dem Chefsessel von Rewe sass.
«Fanderl arbeitet mehrere Tage pro Woche im Hause Denner», bestätigt Firmensprecherin Nicole Schöwel. Der heute als selbständiger Berater tätige Deutsche, der von 2008 bis Ende 2009 das russische Büro des US-Giganten Wal-Mart leitete, soll helfen, die Marktposition des Lebensmitteldiscounters zu stärken. Denner könne von seiner langjährigen Erfahrung im Vollsortiment- und Discountgeschäft profitieren. Es sei aber noch zu früh, um über Projekte oder Veränderungen in der Strategie zu sprechen, fügt Schöwel an.
Fest steht, dass Denner seit dem Eintritt der deutschen Konkurrenten Aldi und Lidl unter Druck gekommen ist. Namentlich im Frische-Bereich haben die Neulinge überrascht. Zudem gelten Aldi und Lidl als preisaggressiv, wobei Letzterer für sich reklamiert, bei Markenartikeln der billigste Anbieter oder zumindest nicht teurer als die Konkurrenz zu sein. Branchenkenner halten es für gut möglich, dass Fanderl eines Tages sogar zum Denner-Chef aufsteigen könnte. Der Posten ist seit Ende Januar vakant. Der Prozess für die Nachfolge von Peter Bamert laufe, sagt Schöwel lediglich.
Schon Berninghaus war seinerzeit als Berater vom damaligen Denner-Chef Philippe Gaydoul angeheuert worden. Nach dem Verkauf des Discounters an die Migros landete der Deutsche beim orangen Riesen.
Überhaupt spricht man in der Migros nicht erst seit Berninghaus immer öfter Hochdeutsch. Deutsche Berater der Hamburger Agentur Brand Science entwarfen 2008 die verwirrliche Markenstrategie der Migros. Stefan Kemp wurde gleich auch neuer Leiter Marketing/Kommunikation. Er musste das Unternehmen jedoch bald darauf wegen Unstimmigkeiten verlassen.
Die Migros-Plattform für Elektromobilität, M-Way, wird seit Anfang November 2010 von einem Deutschen geleitet. Der 35-jährige Hans-Jörg Dohrmann arbeitete vorher bei E.On und soll wie Fanderl aus dem Umfeld von Berninghaus stammen. Dohrmann habe für diese Stelle den normalen Auswahlprozess durchlaufen, hält M-Way-Marketingleiter Thomas Schröder fest. Gute Drähte nach Deutschland hatte Berninghaus beim Kauf von Depot, einem Anbieter von Wohnaccessoires. Dessen Besitzer Christian Gries verkaufte der Migros 49% der Anteile - mit Option auf die Mehrheit.
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