Finanzkrise

 

Diese schwere Krise hat einige skandalöse Sachverhalte deutlich gemacht. Wieder

einmal werden die Verluste grosser Banken (potenziell auch bei uns) direkt

oder indirekt sozialisiert, um den Zusammenbruch des ganzen Weltwirtschaftssystems

zu verhindern, nachdem zuvor die masslosen Gewinne aus denselben

riskanten Geschäften privatisiert wurden. Weiter verloren dabei in den USA auf

der einen Seite Hunderttausende von Menschen ihr Heim und Zehntausende

ihren Arbeitsplatz, und zahllose rechtschaffene Bürger müssen um ihre Existenz

bangen, während auf der anderen Seite einige Hedge Funds Milliarden an der

Krise selbst verdient haben. Gesellschaften, in denen so etwas möglich ist, sind

moralisch krank; es mangelt ihnen an Gemeinsinn und sozialem Kitt. Die symptomatischen

Folgen lassen meistens nicht lange auf sich warten (abnehmende

Legitimität von Eigentum, Verlust des „bürgerlichen“ Respekts zwischen den

auseinander driftenden sozialen Schichten, entsprechend wachsende Kriminalität,

soziale Unruhen…).

 

 

 

Nahrungsmittel-und Hungerkrise

 

Aber damit nicht genug, nun nimmt die Amoralität masslosen Gewinnstrebens

Züge an, die als kriminell gewertet werden müssen: Spekulanten, darunter auch

Hedge Funds und institutionelle Anleger wie Pensionskassen, haben sich von

den Finanzmärkten, auf denen sie zur Zeit keine genügend grossen Gewinnchancen

sehen, abgewendet und auf den Nahrungsmittelmarkt gestürzt. Der

Anteil reiner Finanzspekulation am Umsatz an den Nahrungsmittelbörsen wird

von Fachleuten derzeit z.B. bei Kakao und Kaffee auf 50 - 70 %, bei Weizen auf

40% geschätzt. Auch wenn die Spekulation sich v. a. auf den Terminmarkt bezieht

und zurzeit wohl nicht im grossen Stil Lebensmittel gehortet werden, ist

sie für die Preissteigerung mitverantwortlich. Eine Spekulation mit Grundnahrungsmitteln,

welche in Kauf nimmt, die Versorgungsnot anderer Menschen

zu verschärfen, ist ethisch unerträglich. Sie sollte durch nationale

und internationale Rahmenbedingungen (z.B. Eigenmittel-Vorschriften)

und Strafnormen bekämpft werden.

 

Aus Manifest Kontrapunkt

 

 

 

 

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