Klimawandel
Globale Erwärmung vorläufig abgesagt
Von Dirk Maxeiner
In
Zukunft werde es eher kälter, sagen Klimaforscher, die vor kurzem noch
das Gegenteil behaupteten. Die These vom menschengemachten
Treibhauseffekt wackelt.
Forscher
des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften in Kiel und des
Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg veröffentlichten in
der Zeitschrift Nature eine Studie, der zufolge die
Durchschnittstemperatur des Planeten in den nächsten zehn Jahren nicht
mehr steigen und in vielen Regionen sogar sinken wird. Verantwortlich
seien natürliche Schwankungen der Meerestemperaturen, die den
Treibhauseffekt vorübergehend «maskieren» würden.
Man weiss gar nicht, worüber man mehr staunen soll: über die Tatsache,
dass am letzten Weltklimabericht beteiligte Wissenschaftler plötzlich
kühlere Zeiten vorhersagen. Oder darüber, dass die meisten Medien diese
Sensation kaum zur Kenntnis nahmen. Doch selbst die wenigen Meldungen,
die es in die Öffentlichkeit schafften, gaben Anlass zu grenzenloser
Verwunderung: Angeblich steht die mögliche Abkühlung in Einklang mit
den Vorhersage-Modellen des Weltklimarates, die – ohne Ausnahme – eine
starke Erwärmung prophezeiten. Die globale Erwärmung mache nur «eine
kurze Pause», heisst es in einer Pressemitteilung der Forscher, danach
gehe sie dann wieder richtig los.
«Wenn eine globale Abkühlung über die nächsten Jahrzehnte konsistent
mit diesen Klimamodellen ist, dann ist mit ihnen alles und jedes unter
der Sonne im Einklang», sagt etwa der amerikanische Atmosphärenphysiker
Roger Pielke Jr. fassungslos. Das IPCC sagt für den entsprechenden
Zeitraum einen globalen Temperaturanstieg um 0,3 Grad voraus, der sich
jetzt scheinbar in Luft auflöst. Die Modellrechnungen wären damit das
Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind – und eine zentrale Säule
des Weltklimaberichtes über den Haufen geworfen. Ausserdem stellt sich
die Frage: Wenn Wissenschaftler des Weltklimarates plötzlich eine so
heftige Klimawirkung natürlicher Faktoren zugestehen – warum soll das
nur für sinkende und nicht auch für steigende Temperaturen gelten? Die
Antwort könnte lauten: Dann bleibt vom anthropogenen Treibhauseffekt
nicht mehr viel übrig.
An Vorwarnungen hat es nicht gefehlt. Während die Medien in den letzten
Jahren von einer «immer dramatischeren Erwärmung» berichteten,
passierte im richtigen Leben das Gegenteil. Das bislang wärmste Jahr –
1998 – liegt nun eine Dekade zurück. Seit 2001 hat sich die globale
Temperatur praktisch nicht mehr erhöht. Und im Januar 2008 kühlte es
gegenüber dem Vorjahr im globalen Durchschnitt kurzzeitig um etwa 0,6
Grad ab – wegen der kalten Meeresströmung «La Niña».
Auch die Oberflächentemperatur der Weltmeere hat in den letzten vier
Jahren nicht mehr zugenommen. Im Pazifik schaltet laut Nasa die
«Umwälzzirkulation» der Wassermassen von einer wärmeren auf eine
kältere Phase um, die Jahrzehnte anhalten kann. Im Atlantik deutet sich
Ähnliches an. Die Tiefsee der Antarktis hat sich ebenfalls erheblich
abgekühlt. Schliesslich will der nächste Sonnenfleckenzyklus nicht so
recht beginnen, es treten kaum Sonnenflecken auf. Zeiten ohne
Sonnenflecken waren immer kalte Zeiten.
Wie die Klima-Zukunft wirklich aussieht, weiss natürlich niemand. Den
beteiligten Forschern geht es wohl auch darum, ihre Glaubwürdigkeit zu
retten, bevor unangenehme Fragen kommen. Der Astrophysiker Stephen
Hawking sagte einmal: «In der Praxis widerstrebt es Menschen, eine
Theorie aufzugeben, in die sie viel Zeit und Mühe investiert haben.
Gewöhnlich [. . .] versuchen sie die Theorie so abzuändern, dass sie zu
den Beobachtungen passt. Schliesslich verwandelt sich die Theorie in
ein schiefes und hässliches Gebäude.»
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