Die eheliche Impotenz

Das Nachlassen des erotischen Reizes ist die Hauptursache für das Nachlassen der männlichen Potenz in der Ehe.


Der Mann gewöhnt sich an die Reize, die die Frau ihm darzubieten hat. Gewohnheit geworden, hören sie auf, Reize zu sein, Der Mann wird älter und braucht immer stärkere Reize, die Frau wird älter und bietet immer schwächere in der Gleichung der Geschlechtlichkeit entsteht ein immer grösseres Minus. Es ist eine bekannte Tatsache, dass Männer, die ihren Ehefrauen gegenüber längst impotent geworden sind, im Umgang mit erfahrenen Künstlerinnen der Liebe sich als geschlechtskräftig bewähren. Napoleon hat den zwar frivolen, aber nicht unwahren Satz geprägt: "Der sicherste Weg zur Impotenz ist die Treue zur Gattin." Dieser Satz muss nicht wahr sein, aber er ist es leider in der westlichen Welt und wird es so lange bleiben, bis die Frau der westlichen Kultur das vollzogen hat, was man als die "kopernikanische Umstellung ihres ganzen Weltbildes" bezeichnen kann.

Die Verhütung der ehelichen Impotenz.


Die Frau der westlichen Welt muss dahin gelangen, gleich ihren Schwestern in den östlichen Ländern die Erotik als Aufgabe und Kunst zu achten. Sie Muse einsehen lernen, dass ihre wahre Bestimmung nicht darin liegt, an allen Künsten. und Wissenschaften herumzunaschen und gedankenlos die männlichen Leistungen nachzuäffen, sondern dass ihr, von der Natur eine ganz bestimmte, spezifisch weibliche und ganz und gar "uumännliche" Lebenslinie vorgezeichnet ist, die sie durchlaufen muss, um wahrhaft glücklich zu werden, und deren Abschnitte heissen: Liebe - Ehe - Mutterschaft - Kindererziehung. Diese Berufung, die höher steht als jeder"Beruf" ist keineswegs ,simpel, sondern mindestens so schwer und aufgabenreich wie irgend ein männliches Gewerbe, und die Frau muss, um diese Aufgabe wirklich zu erfüllen, die ganze Kraft und Zeit ihrer Mädchenjahre einer entsprechenden Vorbereitung widmen. So wie die Männer durch jahrelanges Studium zu Fachleuten ihrer Berufe herangezogen werden, sollten die Mädchen auf "Hochschulen der Frauen" für Ehe und Mutterschaft vorbereitet und mit einem Zeugnis entlassen werden, das dem Mann die Gewissheit gibt, nicht ein leeres und zerflattertes Geschöpf, sondern eine für die ehelichen Aufgaben ausreichend vorgebildete Lebensgefährtin zu erhalten. In dieser Schule der Ehe muss die Kunst der Erotik einen gebührenden Platz erhalten. Die Frau muss die Erotik als eine hohe und edle Kunst achten lernen, statt sie als "unwichtig" zu ignorieren oder gar als "Unmoral" zu verachten. Sie muss einsehen lernen, dass ,ihre Stellung in der Ehe, ihre Verehrung durch den Mann, die Sicherheit ihrer Position als "Gattin" in hohem Mass davon abhängen, wieweit sie den Mann zu fesseln und zwar ständig von neuem zu fesseln versteht. "Das Eheleben hat fortwährend mit einem Ungeheuer zu ,kämpfen: der Gewohnheit (Balzac). Den Kampf mit diesem Ungeheuer hat die Frau zu führen! Und hierzu hat sie eben jene erwähnte "kopernikanische Umstellung" zu vollziehen. Sie muss sich umwenden. Die Frau der europäischen Durchschnittsehe gleicht einem Bilde, das mit seiner gemalten Fläche zum Fenster hinaus hängt, damit die Aussenwelt es bewundert, während die Insassen des Hauses die beklebte Pappseite zu sehen bekommen. Sie "macht sich schön", wenn sie ausgeht, statt sich schön zu machen, wenn sie heimgekommen ist (wie es die Orientalin tut); sie pudert und parfümiert sich, wenn sie auf die Gasse läuft, während sie dem Mann zu Hause ihre ungeschminkte Seite zeigt. Das "gute Geschirr" wird mit Argusaugen hinter verschlossenen Eichentüren bewacht, bis "ein Gast kommt", ein x-beliebiger, vor dem sie mit ihren schönen Sachen und Reizen prunkt. "Ich muss mich doch schön machen: es kommt Besuch während für den Mann das "einfache Hauskleid", das tägliche Geschirr" und das Hinterzimmer "genügen". Welch ein Gesicht würde eine europäische Durchschnittsfrau wohl machen, wenn ihr Mann eines Mittags sagte: "Heute abend decke den Tisch mit dem guten Geschirr; stelle Blumen auf den, Tisch; lass dich frisieren und zieh das gelbe Kleid an, das dir so prächtig steht." "Wer kommt denn heute ?" "Ein hoher Gast, der den Anspruch erheben, darf, aufs beste, empfangen zu werden, du wirst ja sehen..." Und sie sieht. In das festlich erleuchtete Zimmer tritt der Mann allein. "Du brauchst nicht nachzusehn; es ist wirklich niemand hinter mir, ich bin es, ich, dein höchster Gast, dein Mann." Welch ein Gesicht würde eine europäische Durchschnittsfrau nun wohl machen? Und wieviel europäische Männer - Hand aufs Herz - brächten den Mut auf, in ihrem eigenen Hause solch eine Gastrolle zu spielen? Und wieviel Ehen gibt es, in denen solch eine Szene sich in Lust auflösen und nicht in Verstimmung enden würde? Die europäische Frau muss lernen Hauskultur zu treiben; den eigenen Mann als den begehrtesten Gast, das eigene Zimmer als das gemütlichste Café und die Werbung um den Gatten als den schönsten "Flirt" zu betrachten. Jede Menschengruppe hat das Schicksal, das sie verdient. Die Frauen der westlichen Welt haben so viele untreue und so früh impotente Männer, weil sie selber ihrer wahren Berufung untreu geworden und in der Liebe impotent sind.


Themenüberblick Dr. Kahn
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